Von , 02.12.2015

Ruprecht Polenz

Ruprecht Polenz

Schwarz, grün und weiß sind die Vereinsfarben von Preußen Münster. Schwarz-grün könnten in Zukunft auch die gemeinsam dominierenden Farben im Münsteraner Rathaus sein. Jedenfalls haben sich CDU und Grüne verabredet, den Haushalt der Stadt für das Jahr 2016 gemeinsam zu verabschieden. Das ist eine Premiere. Denn "Haushalt" heißt nicht nur Geld, sondern vor allem Politik. Jeder weiß: "Ohne Moos nix los!“
Ob aus der Verabredung für eine gemeinsame Politik im Jahr 2016 eine Dauerveranstaltung bis zum Jahr 2020 wird, muss sich noch zeigen. Wie es aussieht, ist der Wille dazu auf beiden Seiten vorhanden. Für Münster wäre nach Jahren wechselnder Minder- und Mehrheiten, die sich vor allem durch gegenseitige Blockaden gelähmt haben, eine handlungsfähige und stabile Mehrheit im Rat dringend notwendig. Denn der Entscheidungsdruck ist groß: Wohnungen, Flüchtlinge, Schulen, Finanzen.
Schwarz-grün könnte sich nicht nur auf eine deutliche Mehrheit im Rat stützen, sondern hätte außerdem eine strukturelle Mehrheit in der Bevölkerung. Diese hat der Politikwissenschaftler Prof. Norbert Kersting so beschrieben (WN 07.01.2015): "Münster ist zwar durch das katholische Milieu bürgerlich-konservativ geprägt, aber eben explizit nicht rechtskonservativ." Hinzu komme die Prägung als klassische Universitätsstadt mit einer links-alternativen Gegenkultur. "Beide Milieus vereinen sich in der Anti-Pegida-Demonstration. Und die wiederum schuf für die mehrheitlich weltoffenen Münsteraner ein Gemeinschaftserlebnis und Selbstvergewisserung, und stellt ein Stück Münster-Identität her." In Münster herrsche das Klima "einer weltoffenen und toleranten und nicht zuletzt durch die Hochschulen auch multikulturell geprägten Stadt", in der Zuwanderer seit vielen Jahren erfolgreich integriert würden.
Das ist jenseits der jetzt in den Haushaltsberatungen erzielten Übereinstimmungen zwischen CDU und Grünen eine gute politisch-kulturelle Basis für eine längerfristige schwarz-grüne Zusammenarbeit in Münster.
CDU und Grüne repräsentieren zwar hauptsächlich jeweils eines dieser "beiden Milieus", reichen aber darüber hinaus auch in das jeweils andere hinein. Besonders deutlich wird das an den Personen der bisher von der CDU gestellten Oberbürgermeister Dr. Jörg Twenhöven, Dr. Berthold Tillmann und Markus Lewe, die persönlich und für ihre Politik auch in der "alternativen Gegenkultur" respektiert werden.
In einer Zeit, wo es auch in Münster darauf ankommt, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten gegen die Angriffe von allen möglichen identitären Bewegungen (Pegida, AfD, Salafisten), wäre ein schwarz-grünes Bündnis für ein tolerantes und weltoffenes Münster die richtige Antwort.


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