Von Carsten Krystofiak, 06.04.2016

In dieser Woche vor 251 Jahren... wurden die Tore dichtgemacht.

In dieser Woche vor 251 Jahren... wurden die Tore dichtgemacht.

Mitte des 18. Jahrhunderts hatten vagabundierende Räuberbanden Hochkonjunktur. Mobile Gangster machten ganze Landstriche unsicher und lebten von Raub, Mord und Erpressung. Auch im heutigen Grenzgebiet zwischen Westfalen und den Niederlanden.

„Kein Mensch ist illegal“? Denkste! Münsters Stadtgesetz wurde zur Vorlage für dichte Grenzen.

In dem Flickenteppich vorstaatlicher Feudalhoheiten wechselten die juristischen Zuständigkeiten quasi an jeder Hecke. Von einem übergreifenden Polizeiapparat konnte keine Rede sein.
Die Provinz Groningen litt unter Gaunern, die zwischen den Niederlanden und dem Münsterland pendelten. Daher erließen die Behörden eine strenge Ausweispflicht. Das Gesetz übernahmen sie wörtlich aus Münster.


Ab sofort war dort, wie hier, der Zutritt in die Stadt für „Herumtreiber, Gaukler, Quacksalber, Bettler und fremde Juden“ verboten. Das „Hausieren mittels Kaufwaren, Liedern und Guckkasten“ wurde untersagt. Ohne Identitätspapiere kein Aufenthalt. Gastwirte mussten ein „Nachtregister“ führen; Pässe gab es nur gegen eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“.

Geholfen hat die Maßnahme wenig. Erst mit der Gründung der Batavischen Republik endete die juristische Zersplitterung und wurde eine effektive Verfolgung möglich. Die Räuberbanden wichen davor wieder nach Westfalen aus, wo es weiterhin keine Gesamtstaatlichkeit gab.

„Kein Mensch ist illegal“? Denkste! Münsters Stadtgesetz wurde zur Vorlage für dichte Grenzen.

Münsters Zeitzeichen-Serie aus der na dann...
gibt‘s als Band I und II im Buchhandel: Jede Woche hat ihre Geschichten...

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