Von Carsten Krystofiak, 06.07.2016

In dieser Woche vor 3 Jahren... sahen die Carnivoren rot.

In dieser Woche vor 3 Jahren... sahen die Carnivoren rot.

Für die Einen missionarische Weltrettung; für die anderen sozialistische Bevormundung: Um die Einführung eines „Veggie-Days“ tobte ein bizarrer Streit, denn eigentlich ging es um - nichts!

Wärmedämmverbundmaterial? Nein, lecker Tofu...

Münsters Grüne schlugen vor, dass die Kantinen der Stadtverwaltung an einem Wochentag ein fleischloses Gericht anbieten sollten und nannten die Aktion zeitgeistig „Veggie-Day“. Das war ein PR-Fehler, denn es klang so, als solle an diesem Tag ausschließlich Gemüse serviert werden.
Die Schnitzel-Fans fühlten sich unzumutbar drangsaliert; man wolle sich nicht vorschreiben lassen, was auf den Teller komme – „Mein Bauch gehört mir!“ Volkserzieher vs. Carnivoren: Die Emotionen kochten über!


Ein Ratsmitglied fühlte sich an den „Eintopfsonntag“ der Nationalsozialisten erinnert, worauf die Debatte endgültig entgleiste. Der „Eintopfsonntag“ wurde 1933 als Propaganda-Event eingeführt. Die Teilnahme war verpflichtend, sogar die Rezepte wurden vorgeschrieben. Die behördlich geschätzte Ersparnis gegenüber dem Sonntagsbraten wurde vom Nazistaat kassiert.

Erst als klar wurde, dass niemandem seine Frikadelle verboten werden sollte, sondern lediglich zusätzlich ein vegetarisches Gericht angeboten, sank der Blutdruck wieder.
Auch die Kirche meldete sich zu Wort und wies daraufhin, dass gläubige Katholiken seit jeher einen Veggie-Day haben: Sie essen freitags Fisch!

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Münsters Zeitzeichen-Serie aus der na dann...
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