Von Carsten Krystofiak, 20.07.2016

In dieser Woche vor 9 Jahren...

wurde das Klo zur Kunst.

Eine der letzten „öffentlichen Bedürfnis-Anstalten“ der Stadt liegt ein paar Meter unter dem Domplatz. Das öffentliche WC wurde in den 1950er Jahren für Messe- und Marktbesucher mit schwacher Blase angelegt. Statt „Damen“ und „Herren“ steht hier schlicht „Männer“ und „Frauen“ über den Eingängen (‚Transgender‘ und weitere Geschlechter waren damals noch nicht erfunden).

Kunst im öffentlichen Raum muss nicht immer sinnlose Provokation sein...

1987 wurde die dunkle Urinsteinhöhle anlässlich des Papstbesuches zuletzt renoviert.
Zwanzig Jahre später: Die vierte Skulpturenausstellung brachte wieder zahlreiche skurrile Objekte und rund eine halbe Million Besucher in die Stadt. Der Künstler Hans Peter Feldmann zeigte, dass auch zeitgenössische Kunst schön und nützlich sein kann: Er machte aus dem fiesen Pissoir ein Design-WC und deklarierte die Luxussanierung zum Kunstwerk.


Edle Keramiken, Designerfliesen, Gemälde an den Wänden und ein bunter Kronleuchter machten aus dem Schont eine Wohlfühl-Oase. Das Kunst-Klo begeisterte Kenner und Kritiker. Besonders die „Klofrau“ freute sich, weil sie von einer erheblichen Aufwertung ihres Arbeitsplatzes profitierte - und von zahlreichen internationalen Medien interviewt wurde.

Eine Journalistin dagegen machte weniger gute Erfahrungen: Als sie live von der Männer-Toilette berichten wollte, wurde sie von männlichen WC-Benutzern unsanft hinauskomplimentiert...

Kunst im öffentlichen Raum muss nicht immer sinnlose Provokation sein...

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Jede Woche hat ihre Geschichten...

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