Von Carsten Krystofiak, 27.07.2016

In dieser Woche vor 96 Jahren...

wollte Pabst nicht nach Münster.

Waldemar Pabst war verantwortlich für die politischen Morde an den Kommunisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Da die SPD-Regierung das Vorgehen deckte, baute man den Beteiligten vor Gericht goldene Brücken. Pabst wurde nicht einmal angeklagt. Nur ein halbes Jahr darauf plante er einen Militärputsch, der scheiterte.

Der junge Götz George als Proto-Rechtsradikaler der Freikorps-Zeit in einem Film aus den 1970ern.

Weil Präsident Friedrich Ebert den unheimlichen Bundesgenossen dringend loswerden wollte, machte man Pabst einen Vorschlag: Eine lukrative Stellung als Offizier in der Garnisonsstadt Münster. Eine angemessene Dienstwohnung im Kreuzviertel wäre ihm gewiss gewesen. Eintrittskarte in honorige Kreise inklusive. Im bräsigen Münster würde sein Umsturzeifer schon im Altbier-Nebel erlahmen, so das Kalkül.


Doch Pabst war mit dem Töttchen-Posten nicht zu entschärfen: Er lehnte ab und zog nur kurz darauf die Fäden beim rechtsradikalen Kapp-Lüttwitz-Putsch der Freikorps, der diesmal am Generalstreik der Berliner abermals scheiterte.

Obwohl die Kapp-Umstürzler schon 1920 selbstgemalte Hakenkreuze am Stahlhelm trugen, wollte Pabst von Hitler nichts wissen, weil ihm als Konservativen der Nationalsozialismus als zu links suspekt war. Da wurde er lieber Rüstungsmanager und Waffenhändler, was er auch nach dem Krieg sehr erfolgreich blieb. Er starb 1970 ohne finanzielle Sorgen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.

Der junge Götz George als Proto-Rechtsradikaler der Freikorps-Zeit
in einem Film aus den 1970ern.

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