Von Carsten Krystofiak, 31.08.2016

In dieser Woche vor 100 Jahren... gab’s vom Kaiser schulfrei.

In dieser Woche vor 100 Jahren... gab’s vom Kaiser schulfrei.

Krieg ist teuer. Da bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges ausländische Anleger und verunsicherte Sparer ihr Kapital abhoben, hatten selbst die Banken nicht genug Kohle. Darum hatten alle teilnehmenden Nationen dieselbe Idee, um an Knete zu kommen: Kriegsanleihen.
Das sind private Kredite an den Staat mit dem Versprechen einer fetten Rendite, falls der Krieg gewonnen wird und der Gegner alles bezahlen muss. Und daran zweifelte keine Nation.

Emotionale Kampagnen, sozialer Druck und naiver Glaube ans dicke Geld machten die Kriegsanleihe zum Mega-Seller! Der Münstersche Anzeiger warb: „Verwandelt euer Geld in U-Boote, Stacheldraht und Granaten!“ und druckte die Namen aller Spender ab. Aus Dankbarkeit für den Erfolg spendierte S.M. Wilhelm II. einen Tag schulfrei!

Kriegsanleihe der Sparkasse: Eine Art versteckte Vermögenssteuer zur Massenenteignung von Sparern.

Die Vermehrung der vom Staat ausgegebenen Anleihepapiere mit fiktiver Deckung barg allerdings ein explosives Inflationsrisiko. Deutsche Kriegsanleihen sind heute so selten, weil die meisten Anleger sie nach der Niederlage wütend in den Ofen gesteckt haben dürften. Zudem hatten viele Sparer hohe Sachwerte für die wertlosen Papiere versetzt.


Doch auch die englischen und französischen Anleihezeichner sahen nichts: Deutschland konnte nur 40 Prozent der Schulden bezahlen. Bis 2013 trieben die Wall-Street-Banken die Rückzahlungen ihrer Kriegskredite von den damaligen Verbündeten ein - und diese wiederum von Deutschland.

Kriegsanleihe der Sparkasse: Eine Art versteckte Vermögenssteuer zur Massenenteignung von Sparern.

Münsters Zeitzeichen-Serie aus der na dann...
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Jede Woche hat ihre Geschichten...

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