Von Carsten Krystofiak, 14.09.2016

In dieser Woche vor 4 Jahren... spaltete ein Name die Stadt.

In dieser Woche vor 4 Jahren... spaltete ein Name die Stadt.

Münters CDU-Spitze folgt dem Kurs, „urbane Milieus“ zu gewinnen, also klassische Grün-Wähler. Um dieses Milieu zu beeindrucken, engagierte OB Markus Lewe eine einschlägige Kommission, die Münsters Straßennamen geschichtspolitisch desinfizieren sollte – ein altes Anliegen linker Kreise.

Die Alternative „Loriot-Platz“ wurde leider humorlos verworfen. Auf den Kompromiss hätten sich bei Seiten einigen können.

Ganz oben auf der Liste der zu entfernenden Namen stand der Hindenburgplatz. Der erste gewählte Reichspräsident Hindenburg hatte nach Auflösung des Kabinetts eine neue Regierung zu bilden und übertrug die Kanzlerschaft dem Chef der stärksten Partei: Hitler.


In den mehr als 80 Jahren, in denen der Platz vor Münsters Schloß ‚Hindenburgplatz‘ hieß, wurden mehrere Vorstöße einer Umbenennung abgewehrt, zuletzt in den 1980ern die Initiative, Hindenburg durch den ermordeten schwedischen Politiker Olof Palme zu ersetzen, was bei den Münsteranern auf kein Verständnis stieß.

Doch nun standen auch der Oberbürgermeister, Politik und Lokalmedien auf der Seite der Umbenenner. Dennoch regte sich Widerstand: Eine Bürgerinitiative für den ollen Hindenburg sammelte 19.700 Unterschriften und erzwang damit einen Bürgerentscheid – sehr zur Verdruss der akademischen Eliten, die über die unbelehrbaren Bürger verärgert waren. Darum wurde die Umbenennungskampagne mit maximalem Druck geführt.

Die Hindenburger unterlagen 40:60. Beide Lager hatten noch längere Zeit die tiefe Spaltung der Stadtgesellschaft wieder zu überwinden.

Die Alternative „Loriot-Platz“ wurde leider humorlos verworfen. Auf den Kompromiss hätten sich bei Seiten einigen können.

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