Von Carsten Krystofiak, 15.02.2017

In dieser Woche vor 139 Jahren... wurde Münster bewässert.

Das späte 19. Jahrhundert war die Zeit der Industrialisierung, doch Münsters Infrastruktur war noch sehr ländlich. Wasser aus dem Wasserhahn? Fehlanzeige. Üblich war der Gang zum nächsten öffentlichen Brunnen mit Schwengelpumpe. Die vollen Eimer nach Hause zu schleppen, war eine mühsame Sache.

Der Fabrikant Theißing regte im Stadtrat den Ausbau eines städtischen Rohrnetzes zur Wasserversorgung an. Der Vorschlag wurde allgemein begrüßt und angenommen. Theißings Ruhm: Ein Straßenname in Bahnhofsnähe.

Wasser in der Wohnung: Für Kaisers Zeitgenossen purer Luxus und die Geburtsstunde des Sanitärhandwerks.

Schon zwei Jahre später konnte das Pumpenhaus als erste Wasserzapfstation in Betrieb genommen werden, die Station Hohe Ward und der Wasserturm im Geistviertel folgten rasch.
Doch das Wasser, das jetzt – welch ein Luxus! – in der Wohnung aus dem Hahn floss, schmeckte nicht: Münsters Wasser erwies sich als stark eisenhaltig. Also mussten Enteisungsanlagen in den Pumpwerken installiert werden.


Die ganze Stadt verwandelte sich in eine Großbaustelle: Überall wurden die Straßen aufgebuddelt, um die Häuser an die Wasserversorgung anzuschließen. Zwanzig Jahre später, Anfang 1900, waren im ganzen Stadtgebiet rund hundert Kilometer Wasserleitung verlegt und fast hunderttausend Haushalte versorgt. Mit dem fließenden Wasser hielt auch die Toilette mit Wasserspülung Einzug, die das Plumpsklo hinterm Haus endgültig überflüssig machte.

Wasser in der Wohnung: Für Kaisers Zeitgenossen purer Luxus und die Geburtsstunde des Sanitärhandwerks.

Münsters Zeitzeichen-Serie aus der na dann...
gibt‘s als Band I und II im Buchhandel: Jede Woche hat ihre Geschichten...

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