Von Carsten Krystofiak, 08.03.2017

In dieser Woche vor 70 Jahren... kam es zum Wiedertäufer-Shitstorm.

Dürrenmatt schrieb nicht nur Krimi-Literatur, sondern auch eine Wiedertäufer-Story mit alternativem Ende.

Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt nahm sich in der frühen Nachkriegszeit der Geschichte der Münsteraner Wiedertäufer an und machte unter dem Eindruck des überstandenen Hitlerregimes daraus eine Parabel über die Verführbarkeit der Menschen.

Der Titel lautete „Es steht geschrieben“. Das Werk wurde 1947 in Zürich als Bühnenstück aufgeführt und verursachte einen amtlichen Shitstorm: Presse und Premierenpublikum randalierten!

Zwanzig Jahre später versuchte es Dürrenmatt noch einmal. Diesmal schrieb er die erste Version zu einer Komödie um, die insgesamt eher leicht konsumierbar ausfiel. Das Stück hieß jetzt schlicht „Die Wiedertäufer“ und kam beim Publikum bedeutend besser an. Das lag aber vielleicht auch daran, dass Dürrenmatt inzwischen berühmt geworden war: Mit dem Drehbuch zu „Es geschah am hellichten Tag“, das mit Heinz Rühmann und Gerd Fröbe verfilmt wurde, war ihm ein Krimi-Klassiker gelungen, der Filmgeschichte schrieb.

Mit den historischen Fakten des Wiedertäuferreiches von Münster ging der Schweizer Autor ziemlich frei um: In dem Theaterstück entgeht Täuferkönig Jan van Leyden seiner Hinrichtung, indem er den Fürstbischof durch seine Schauspiel- und Redekunst geschickt überzeugt, ihn in die Hoftheatergruppe aufzunehmen. An seiner Stelle landet ein unschuldiger Unbekannter im Käfig an der Lambertikirche...


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