Von Carsten Krystofiak, 24.05.2017

In dieser Woche vor 328 Jahren... wurden die Türken integriert.

Als das Osmanische Reich im 17. Jahrhundert Europa bedrohte, entsandte auch Münsters Fürstbischof „Bomben-Bernhard“ von Galen Truppen in Richtung Donau. Mehrere tausend Münsteraner kämpften in den „Türkenkriegen“ in Österreich und Ungarn. Nicht selten brachten Offiziere gefangene, elternlose Kinder aus dem feindlichen Heer als „Beutetürken“ mit. Die adeligen Äbtissinnen des Klosters Gravenhorst bei Bevergern übernahmen die Patenschaft für die türkischen Kinder.

Das Restaurant „Zum fröhlichen Türken“ ist zwar in Regensburg, würde aber auch gut in „die kleine Türkei“ passen.

Diese wurden christlich getauft und bekamen mit dem Sakrament deutsche Vornamen. Auf Taufpaten fungierten die Spitzen der adeligen Gesellschaft des Münsterlandes. Mitte Mai 1689 übernahm die Äbtissin Anna von Boeselager die Patenschaft eines türkischen Jungen, der den Namen Leopold Bernhard erhielt und katholisch erzogen wurde.


Viele der Türken kamen in Haushalts- oder Wachdienst auf der Burg zu Bevergern unter, die damals die größte Festung im Fürstbistum Münster war. Darum nennt man die Gemeinde Bevergern am Fuß des Teutoburger Waldes bis heute „die kleine Türkei“ und richtig integriert ist man dort erst, wenn man bei der „Türkentaufe“ ein unfreiwilliges Bad in der Bevergerner Aa genommen hat. Von auswärts Zugezogene nennt man dort „Rucksack-Türken“. Selbst der Karnevalsverein von 1929 gibt die Karnevalszeitung „Narrenspiegel der Türkei“ heraus.

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