Von Carsten Krystofiak, 06.09.2017

In dieser Woche vor 14 Jahren... kam‘s zum Sturm im Weizenglas.

Die Münsteraner Chemiestudentin Sigrun Mohring war auf der Suche nach einem Thema für ihre Diplomarbeit. Sie entschied sich für „Fuselöle im Bier“. An der FH untersuchte sie die Rückstände an Fuselalkohol in Milligramm pro Liter bei 60 Biersorten.

Das Forschungsergebnis: Münsterländer Biere wie Pinkus schnitten gut ab, „das freundliche Diebels“ beispielsweise oder die Billigmarke Oettinger dagegen sehr schlecht. Doch die höchsten Werte von bis zu über 150 mg/l an Methanol, Isobutanol und Propanol fanden sich in bayerischen Weizenbieren. Der Grund ist simpel: Weizen enthält mehr Eiweiß als Gerste, also auch mehr Fusel.

Die BILD-Zeitung zitierte Mohrings Studie auf typische Weise und titelte: „Erforscht! Pils macht weniger Kater als Weizenbier!“ Im TV machte sich Stephan Raab darüber lustig und so die Studie noch bekannter.

Das macht morgen doll Aua! Münsters Bierstudie stieß den Bayern sauer auf!

Die Bayern tobten! BILD München und Münchner Abendnachrichten schossen scharf zurück! Die PR-Abteilungen von Weihenstephan und Erdinger dementierten umgehend. Leserbriefschreiber meinten, eine Norddeutsche habe von Natur aus keine Qualifikation, um heiliges bayerisches Kulturgut zu bemäkeln.


Die Münsteranerin erschrak angesichts der unerwartet heftigen Reaktionen aus dem Freistaat.
Doch der Sturm im Weizenbierglas legte sich ebenso schnell wieder, wie er übergeschäumt war. Kein Wunder: Das Münchner Oktoberfest stand vor der Tür...

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