Von Carsten Krystofiak, 04.04.2018

In dieser Woche vor 9 Jahren... ...wurde der Expressionist wiederentdeckt.

Vor dem Ersten Weltkrieg schwärmte der Münsteraner Künstler Aloys Röhr für den zeittypischen Jugendstil der Belle Epoque. Nach dem Krieg war alles anders und Röhr, der an beiden Fronten gelegen hatte, wandte sich als Bildhauer dem Expressionismus zu. Heute gilt er als einer seiner bedeutenden Vertreter.

Münsteraner Expressionismus:Röhr-Relief bei Kruse Baimken mit dem Titel „Arsch gezeigt“.

Zurück in Münster hob er mit Gleichgesinnten die Künstlergemeinschaft „Schanze“ aus der Taufe --heute Münsters am längsten ununterbrochen existierender Verein. Doch Röhr war kein Selbstdarsteller: Er lebte sehr zurückgezogen in einem kleinen Zimmer in der Ostmarkstraße, das gleichzeitig als Atelier diente. Diese Bescheidenheit war allerdings auch der Grund, weshalb er nie zu seinem verdienten Ruhm gelangte. Als seine Behausung im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde, zog er nach Albersloh auf einen Bauernhof. Nach dem Krieg schuf er zahlreiche Bildhauerarbeiten für den Dom und mehrere Prinzipalmarkthäuser, z.B. die Figuren auf dem Rathausgiebel.


Nach seinem Tod 1953 geriet Röhr in Vergessenheit. Erst über fünfzig Jahre später widmete ihm das Stadtmuseum eine Ausstellung. Ende 2017 tauchte ein Holzrelief von Röhr, von dem man glaubte, es sei im Krieg verschollen, zufällig bei einer Haushaltsauflösung in Münster wieder auf. Zum Glück bewiesen die Möbelpacker von „Rümpelfix“ künstlerischen Sachverstand und retteten das Werk, das Röhr 1928 für die Kapelle des Studentenheimes am Breul gefertigt hatte.

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