Von Carsten Krystofiak, 06.03.2019

In dieser Woche vor 1 Jahr... ...wurden die Platanen Politikum.

Baummarder statt Baum-Mörder! Mahnmal für zwei Platanen.

Man kann in Münster alles machen – nur keine Bäume fällen! Na schön, das ist kein typisch münstersches Phänomen, sondern ein deutsches. Von den heiligen Hainen der Germanen über die Dichter der Romantik bis zu den Besetzern im Hambacher Forst führt eine direkte Linie. Der christliche Missionar Bonifatius wurde nicht von den Friesen totgeschlagen, weil er mit einer neuen Religion um die Ecke kam, sondern weil er die heilige Donars-Eiche gefällt hatte. In Münster legen Baum-Umarmer regelmäßig auf den Stümpfen gefällter Buchen und Eichen Friedhofsblumen, Trauerkränze, Grabkerzen und selbstverfasste Gedichte nieder. 2018 löste die geplante Fällung zweier Platanen am Hansaring eine Krise aus. Die Bäume standen wichtigen Bauarbeiten im Weg, doch die Anwohner mobilisierten eine breite Unterstützung zur Rettung der Platanen. Durch Verhandlungen wurde die Fällung zunächst ausgesetzt. Die Bäume beherrschten wochenlang die Lokalpresse, auch der Oberbürgermeister schaltete sich ein. Als schließlich im Morgengrauen die Motorsägen kreischten, löste das einen Sturm der Empörung aus. Die Baumliebhaber rollten eine Baumscheibe als anklagendes Mahnmal vor das Stadthaus. Nach einiger Zeit beruhigte sich die Lage wieder. Der Streit flammte erneut kurzzeitig auf, als die von der Stadt erworbenen Ersatzbäume als zu dünn kritisiert wurden…


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