Von Carsten Krystofiak, 23.10.2019

In dieser Woche vor 46 Jahren... ...wurde die Frauenstraße 24 besetzt.

Zwei Ursachen lösten in Münster eine der ersten und längsten Hausbesetzungen der Bundesrepublik aus:

Erstens der Abriss-Vandalismus jener Jahre, in denen Jugendstil-Altbauten als anti-hip galten und für Betonbunker des Brutalismus planiert wurden.

Zweitens der verständliche Ärger über das hartnäckige Ignorieren der Wohnungsnot unter Studenten seitens der Ratspolitik.

Das Wandbild zeigt die erste Belegschaft (Ausschnitt).

Das Haus Frauenstraße 24 sollte ebenfalls einem Wohnblock weichen, doch eine Gruppe studentischer „Aktivisten“ schuf Fakten und zog einfach ein. Das war damals ungewöhnlich, zumal im frommen Münster. Der Investor schickte Schläger, die Polizei versuchte mit allerhand Tricks – wie als Handwerkern verkleideten Beamten – die Besetzer zu überrumpeln, doch keine Strategie ging auf.


1980 wurde der Abriss gerichtlich untersagt und das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Nach sieben Jahren waren die Besetzer damit am Ziel.

Das Gebäude bot zwar nur überschaubaren Wohnraum, war aber zum Symbolort der Alternativszene geworden. Die Kneipe im Erdgeschoss etablierte sich als Kulturzentrum mit politischem Anspruch. Die Pächter mussten allerdings auch einige Erfahrungen mit dem gastronomischen Marktkapitalismus machen.

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