Von Carsten Krystofiak, 19.02.2020

In dieser Woche vor 449 Jahren... ...wurden die Pfarrer untersucht.

Der Zölibat (es heißt der, nicht das Zölibat) hat in der Kirchen-geschichte immer wieder verschiedene Entwicklungen durchlaufen. Heute wird er allgemein als anachronistisch und problematisch empfunden. In Münster ist mit dem Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf einer der schärfsten Kritiker des Eheverbots für katholische Priester zuhause.

Pfarrer mit Haushälterin (französische Karikatur)

In früheren Zeiten wurde die Frage in der Praxis anders gehandhabt. In den Jahren 1571 und 1572 (nur wenige Jahrzehnte nach der Wiedertäufer-Episode) ließ der Fürstbischof den Ehestand von Priestern im gesamten Münsterland untersuchen.


Die Erhebung ergab, dass rund sechzig Prozent der Pfarrer im Fürstbistum mit Frauen zusammenlebten und oft mehrere Kinder hatten.

Im Protokoll wurde festgehalten: „Aus dem Konkubinat entwickelte sich ein Familiensystem, das dem bäuerlichen oder kleinbürgerlichem Umfeld sehr ähnelt.“ Schon rein wirtschaftlich war es für die Pfarrer auch kaum anders möglich, den Lebensunterhalt zu gewährleisten.

Pfarrer, die als „unehelich geboren“ registriert wurden, waren meist Kinder von Priestern, die dem Beruf des Vaters gewissermaßen erbten.

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