Von Carsten Krystofiak, 05.08.2020

In dieser Woche vor 65 Jahren … … haben die Tommys den Käfer vergessen.

Sparer, die bereits vor 1945 Sparmarken für einen VW-Käfer gesammelt hatten, konnten diese nach dem Krieg auf Kulanzbasis gegen einen Rabatt beim Kauf eines Neuwagens eintauschen. Vielleicht machte Münsters Domprobst von diesem Angebot Gebrauch, denn er besaß einen Käfer der Modellreihe 11, ein frühes Nachkriegsmodell Baujahr 1948 mit dem typischen „Brezel-Heckscheibenfenster.“

Doch nach dem Besuch einer Gaststätte stand der schmucke schwarze Kleinwagen aus Wolfsburg nicht mehr auf dem Parkplatz. Autodiebstahl war damals alltäglich und auch die britischen Besatzungstruppen waren Spezialisten für spontane Eigentumsübertragungen von Fahrzeugen aller Art, überwiegend von Fahrrädern. Wurden die Soldaten nach ihrer Dienstzeit in Deutschland wieder in die Heimat versetzt, wanderten Zwei- und Vierräder mit auf die britische Insel. Polizeiliche Ermittlungen blieben ergebnislos.

Käfer der Modellreihe 11

Als Jahre später eine längst stillgelegte Kornbrennerei abgerissen wurde, entdeckte man den Wagen mit der Fahrgestellnummer 1-0 84 021 provisorisch eingemauert und unversehrt wieder. Der Kilometerstand zeigte nur 2050 gefahrene km. Wurde er tatsächlich eingelagert, um auf die Fähre nach England verladen zu werden?


Die Abbrucharbeiter hatten den Wagen schon mit dem Bagger in die Höhe gehoben, um ihn zu verschrotten und dabei das Dach zerknautscht, als ein zufällig vorbeikommender Autoliebhaber eingriff und den Käfer in letzter Sekunde rettete und restaurierte. Der Wagen ist bis heute im Besitz des Oldtimersammlers aus Gütersloh.

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