Von Carsten Krystofiak, 04.11.2020

In dieser Woche vor einem Jahr…

…starb Walter Kutsch.

Stadtmagazine, Stadtteilzeitungen, Vereinsbroschüren, Jubiläums-Festschriften – was jeder wegwirft, hob Walter Kutsch sorgsam auf. Akribisch sammelte er jahrzehntelang Münsters „graue“ Literatur. Aber er sammelte die nicht-offiziellen Publikationen nicht nur, sondern archivierte und katalogisierte sie auch. Titel wie „draußen“ oder „Ultimo“ standen bei ihm jahrgangsweise sortiert und gebunden im Regal. Dazu pflegte er eine Online-Datenbank mit Schlagwort-Suchfunktion. Ein spezieller Artikel aus dem längst nicht mehr existenten „City-Magazin“ aus den 80ern für die Diss? Bei Walter Kutsch schnell gefunden! Studis, Journalisten und Münster-Nerds gaben sich in seinem Haus im Hagenfeld die Klinke in die Hand und wühlten in seiner privaten Monasteria-Bibliothek im prallvollen Wintergarten. Auch selbst füllte Kutsch einigen Regalplatz: Seine Beiträge für die Heimat-Geschichtsblätter „Auf roter Erde“ fanden großen Anklang. Seine Leserbriefflut war legendär und füllte ein ganzes Buch: In „Sehr geehrte Redaktion…“ veröffentlichte er die Highlights aus 30 Jahren (!) Leserbrief-Anschreiben an Münsters Presse.

Seine Leserbriefe füllten ein ganzes Buch…

Doch mit dem Alter – Kutsch war Jahrgang 1941 – war dem passionierten Radfahrer das Einsammeln der Neuerscheinungen zu mühsam. Er schlug der Stadt Münster vor, seine Privatbibliothek zu übernehmen. Doch im Rathaus ließ man Kutsch zappeln. Nach zähem Hängen und Würgen kam schließlich doch noch eine Einigung zustande: Das Stadtarchiv übernahm die Kutsch-Sammlung, führte sie aber leider nicht fort. Münsters Gedächtnis der „grauen Literatur“ reißt im Jahr 2013 ab.


Walter Kutsch starb 2019 mit 77 Jahren.

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