Von Carsten Krystofiak, 27.10.2021

In dieser Woche vor 170 Jahren…

…inspizierte Wichern den Knast.

1839 hatte der Hamburger Sozialreformer Johann Hinrich Wichern den Adventskranz erfunden, der sich schnell als Brauchtum durchsetzte. Zwölf Jahre später schickte ihn der preußische Innenminister auf eine Inspektionsreise durch die Gefängnisse des Landes. Da Westfalen zu Preußen gehörte, traf Wichern auch in Münster ein…

Wicherns Bericht erbarmte Preußens Innenminister

Münsters Zuchthaus stand damals neben dem Zwinger an der Promenade, auf dem Areal der heutigen Adolph-Kolping-Schule. Rund vierhundert männliche, etwa hundert weibliche Gefangene sowie einige Kinder saßen hier ein; die meisten wegen Bettelei und Vagabundentum.


Die Zustände in dem Knast entsetzten den Inspekteur! Selbst der Polizeipräsident gab zu, dass „die Ruhe und Ordnung wohl nur aus sklavischer Furcht vor fürchterlichen Misshandlungen“ unter den Insassen herrsche. Wicherns Bericht: Münsters Zuchthaus sei eine „Gräuelstätte“.

Noch schlimmer sei es nur in Coesfeld gewesen, wo die Decken so niedrig waren, dass die Gefangenen sich niemals aufrichten und nur rutschend bewegen konnten.

Als Ergebnis des Reports erhielt Münster ein neues Gefängnis an der Gartenstraße, das als hochmodern galt. Wichern engagierte sich nochmals in Münster: 1863 gründete er das Evangelische Krankenhaus.

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