Von Carsten Krystofiak, 01.06.2022

In dieser Woche vor 40 Jahren...

…heulten die Sirenen.

US-Präsident Ronald Reagan war ein Lieblingsfeind der westdeutschen Linken. Seine Hauptvergehen: Regime-Change-Operationen in Lateinamerika, radikale Marktwirtschaft („Reaganomics“) und ein ambitioniertes Rüstungsprogramm, mit dem er das „Wettrüsten“ mit der Sowjetunion gewinnen wollte. In den USA wurde er teils anders wahrgenommen: Der Gitarrist der Ramones (Johnny Ramone) war bekennender Reagan-Fan.

Als der frühere Hollywood-Schauspieler Reagan 1982 Deutschland besuchte, schäumte die antiamerikanische Linke. Während es in Berlin zu heftigen Krawallen kam, ereignete sich in Münster eine kuriose Szene:

Aus einem Haus in der Uppenbergstraße erschall lautes Luftsirenengeheul. Die Lärmquelle war aber keine Sirene, sondern eine Stereoanlage. Ein Polizeitrupp verschaffte sich Zutritt und beschlagnahmte die Toncas­sette. Die drei Frauen, die das Band abgespielt hatten, erhielten eine Anzeige wegen Ruhestörung.

Protestaktion gegen Reagan: Sirenengeheul überm Kreuzviertel

Zudem prüfte die Polizei, ob ein Reagan-kritisches Flugblatt in der Wohnung den Tatbestand der „Beleidigung von Vertretern ausländischer Staaten“ erfülle. Die Ermittlung verlief im Sand.

Auch besser so, denn würde dieses Delikt konsequent verfolgt, säßen in Zeiten von Trump, Erdogan, Kim-Yong Un und Putin unsere Leitmedien ständig im Knast…

p.s.: Reagan hatte übrigens bereits 1942 einen Auftritt in Münster – allerdings nur im Film… Siehe Archiv: Münster-Zeitzeichen KW 26 vom 29.06.2011 In dieser Woche vor 69 Jahren... ... hatte Münster einen Auftritt in Hollywood

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