Von Carsten Krystofiak, 14.09.2022

In dieser Woche vor 35 Jahren…

…wurde die Schlachtung privatisiert.

1862 kam die Stadtverwaltung auf die Idee, das Schlachterhandwerk zu einem eigenen Monopolbetrieb zu zentralisieren. Am Mühlenfeld an der Aa wurde ein großer Schlachthof für Schweine, Rinder und Pferde angelegt. Das war praktisch, weil man Blut, Fäkalien und Schlachtabfälle einfach in das Flüßchen entsorgen konnte.

Der Schlachthof auf einem Stadtplan aus der Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wuchs die Stadt um den Schlachthof herum, der nun zentral am Ring lag und von einer hohen Mauer umgeben war. Der charakteristische Kühlturm prägte die Silhouette des Komplexes. Eine gewisse Geruchsbelästigung und Angstschreie der Schlachttiere gehörten zum Alltag. Die Mauer war ein Hauptmedium für politische Farbspray-Parolen aus dem linken Spektrum.

Doch der Betrieb arbeitete defizitär. Das Patentrezept dagegen war die Privatisierung. Aber auch die privaten Unternehmen hatten kein Glück und gaben sich die Klinke in die Hand. Der letzte Betreiber konnte schließlich die Pacht an die Stadt nicht mehr zahlen.

1998 wurde der Schlachthof abgerissen und ein Wohnquartier errichtet. Aus der Schlachthausstraße wurde die Rjasanstraße. Geschlachtet wird heute u.a. bei Westfleisch.

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