Von Carsten Krystofiak, 07.12.2022

In dieser Woche vor 25 Jahren…

…starb der Pensionär.

Bruno Kurt Schultz aus Österreich war Anthropologe. Als Prof. Dr. für Erblehre bot sich ihm im Dritten Reich eine steile Karriere in einer neuen Disziplin: Er wurde „Rassenhygieniker“ in der SS. Als solcher hielt er Vorträge über „Rassenpolitik“. Im Krieg konnte er seine radikalen Thesen in die Tat umsetzen: Im Zuge der „Endlösung der Judenfrage“ bekam er die Macht, „unerwünschte“ Menschen „auszumustern“.

Schultz‘ „rassekundliche Untersuchung“ bedeutete für viele den Tod.

Nach dem Krieg wurde er als „Mitläufer“ eingestuft und wieder als Prof. eingesetzt – an der Uni Münster. Zurück in seinem alten Bereich der Humangenetik, war sein Institutschef Otmar von Verschuer – der Doktorvater des Auschwitz-Arztes Mengele. Verschuer fürchtete stets, dass der untergetauchte Mengele eines Tages wieder auftauchen und über ihn auspacken könnte. Schultz konnte er sich anvertrauen.

In den 1960er Jahren wurden die beiden Kollegen Verschuer und Schultz emeritiert und lebten als Pensionäre im Münsterland. Der erste an der Sentruper Höhe, der zweite in Altenberge. Schultz wurde biblische 96 Jahre. Er starb 1997. Fragen hat ihm nie jemand gestellt…

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