Von Carsten Krystofiak, 21.12.2022

In dieser Woche vor 9 Jahren…

…kündigte sich der Mord an.

Weihnachten 2013 verbrachte die Lettin Anna mit ihrem Sohn allein in der kleinen Wohnung am Kinderbach, weil der Ehemann und der gemeinsame fünfjährige Sohn zur Oma nach Lettland gereist sind.

Doch auch während der Feiertage wird sie – wie schon lange – von ihrem Exfreund belästigt und bedroht. Aber diesmal zeigt er Bekannten eine Pistole und droht: „Ich leg‘ sie um.“ Heiligabend reicht es Anna, sie wendet sich an die Polizei und berichtet auch von der Schusswaffe.

Hier geschah der Mord für den es „keine Anzeichen“ gab…

Die Beamten prüfen, ob der Belästiger legal eine Pistole besitzt. Das ist nicht der Fall. Weil sie den Aufenthaltsort nicht kennen (der oft genug vor dem Balkon von Annas Wohnung ist…), belassen sie es bei einer telefonischen Verwarnung. Eine Woche später erschießt ihr Ex Anna am hellichten Tag mitten auf der Kristiansandstraße.

Ihre Familie hält der Polizei vor, untätig geblieben zu sein, obwohl sie von der illegalen Waffe wusste. Die Behörde erklärt, man habe alles richtig gemacht: „Es gab keine Anzeichen dafür, dass der Täter seine Drohung wahr machen würde.“ Die Münsteraner Staatsanwaltschaft soll Versäumnisse prüfen. Nach einer Woche das Ergebnis: Münsters Polizei ist kein Fehler vorzuwerfen…

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