Von Carsten Krystofiak, 22.03.2023

In dieser Woche vor 86 Jahren…

…rauften sich die Nazis die Haare.

Münsters Nationalsozialisten hatten es nicht leicht mit den Münsteranern. Ihren Kummer klagten sie der Gestapo in langen Fernschreiben.

In einem Bericht aus dem Frühjahr 1937 heißt es, dass die Kunden in vielen Geschäften immer noch mit „Guten Tag“, statt „Heil Hitler“ begrüßt würden. Dass viele Leute immer noch in jüdische Geschäfte gingen, sei „zum Haareraufen“.

Flaggen, aber keine Kartoffelschalen…

Auch die Eintrittskarten für NSDAP-Versammlungen blieben Ladenhüter und müssten verschenkt werden. Die Karten würden dann zwar genommen, die Versammlungen aber trotzdem nicht besucht. In den Sonntagspredigten würde von der Kanzel immer wieder gegen den Nationalsozialismus „gehetzt“, es würden sogar Parteimitglieder öffentlich ‚geoutet‘ und dann von den Kirchenbesuchern scheel angesehen. Zudem sorgte die Planwirtschaft immer wieder für Versorgungsengpässe: Besonders, dass keine Kartoffelschalen für die Fütterung privater Hausschweine mehr ausgegeben wurden, brachte viele Münsteraner auf die Palme, wie die Parteigenossen beunruhigt festhielten.

Die Führerin der NS-Frauenschaft resignierte: „Da die Münsteraner in Existenzsicherheit leben, müsste Münster die freudigste Bekennerin zum Nationalsozialismus sein – wenn die Münsteraner bloß nicht so stur wären!

Die Gestapo wusste auch keinen Rat und erklärte kurzerhand, dass die meisten Regimekritiker einfach notorische „Meckerer“ seien, die nur „mit sich selbst unzufrieden sind“…

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