Von Carsten Krystofiak, 14.12.2011

In dieser Woche vor 3 Jahren...

...brachte ein Prof. das Phantom zur Strecke.

5 Sonderkommissionen, 6 Staatsanwaltschaften, 8 Morde, 40 Tatorte, 300.000 Euro Belohn-ung: Jahrelang war »Die Frau ohne Gesicht« Deutschlands meistgesuchte Verbrecherin – das »Phantom von Heilbronn«. Niemand hatte die Täterin gesehen, doch überall hinterließ sie ihre DNA-Spur, vom Kiosk-Einbruch bis zum Messermord.

Dafür dass niemand die Täterin gesehen hatte, hatten die Ermittler eine sehr genaue Vorstellung von der »Frau ohne Gesicht« – inkl. Damenbart

Eifrige Psychologen hatten schon analysiert, dass die Frau in ihrer Kindheit durch Gewalterfahrung traumatisiert worden sein musste. Fahnder hatten bereits ein (recht eigenartiges) Phantombild entworfen. Ein »Phantombild« im doppelten Sinne...


Das ZDF fragte Prof. Dr. Bernd Brinkmann vom Institut für Forensische Genetik der Uni Münster nach einer Erklärung. Brinkmann wird im »heute-journal« von Marietta Slomka live interviewt und vermutet eine Verunreinigung von »Ermittlerzubehör wie Pipetten oder Einmalhandschuhen« durch DNA einer dritten Person.

Die Ermittler sind eingeschnappt und kritisieren, Brinkmann lehne sich ganz schön aus dem Fenster. Nachfragen will niemand bei ihm; sein Telefon steht still. Drei Monate jagen die Beamten weiter dem Phantom hinterher. Dann stellt sich heraus: Der Münsteraner hatte Recht. Aber es waren keine Pipetten, sondern Wattestäbchen, an denen die DNA einer Verpackungsarbeiterin klebte.

Damit löste sich einer der spektakulärsten deutschen Kriminalfälle in einer peinlichen Panne auf.
Während die Fahnder als belämmerte Deppen dastehen, bekommt Brinkmann seine Genugtuung: Zeitungen, Magazine und Fernsehsender rennen die Tür seines Institutes ein. Rechtsmediziner löst Mordserie – wie im Münster-Tatort...

Dafür dass niemand die Täterin gesehen hatte, hatten die Ermittler eine sehr genaue Vorstellung von der »Frau ohne Gesicht« – inkl. Damenbart.

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