Von Carsten Krystofiak, 12.09.2012

In dieser Woche vor 22 Jahren...

eröffnete das Lox in Hiltrup.

Das Dorf Hiltrup lag günstig an der Bahnstrecke Münster-Hamm. Als der Unternehmer Max Winkelmann dort 1903 auf ein paar Feldern die Glasurit-Werke aus dem Boden stampfte, nahm der Betrieb am Bahnhof Hiltrup stark zu. Daher wurde 1907 ein neues Bahnhofsgebäude im Stil der Gründerzeit eingeweiht.

Hiltrups Bahnhof überstand den Zweiten Weltkrieg, aber nicht die Strukturreform der Deutschen Bahn: Der Fahrkartenverkauf wurde eingestellt, das Gebäude stand ungenutzt leer.

Der Zug ist abgefahren: Hiltrups Bahnhof auf dem toten Gleis.

Willi Landsknecht, Jürgen Hoffmann und Jörg Reckers pachteten den alten Kasten und renovierten gründlich. Die drei Idealisten aus Münsters Alternativszene eröffneten mit großem Tamtam die Disco »Lox«.


Der Standort versprach Vorteile: Kaum Nachbarn, ein attraktives Ambiente mit Bühne und Galerie und eine günstige Anbindung - 10 Minuten mit dem Zug zum Hauptbahnhof Münster. Etwa 400 Besucher passten in den Laden.

Doch außer zu Live-Events wie einem Auftritt von Helge Schneider kamen nur wenige Gäste. Die Hiltruper fuhren lieber in die Stadt; den Münsteranern war Hiltrup gefühlt zu weit draußen. Zudem eröffneten gerade die ersten Clubs am Hawerkamp und zogen Münsters Partypeople an.
Schon ein Jahr später ging den Machern die Puste aus; das Lox machte wieder zu.

Seitdem hat Hiltrups alter Bahnhof x nie verwirklichte Nutzungs-konzepte und Renovierungszusagen kommen und gehen sehen...

Der Zug ist abgefahren: Hiltrups Bahnhof auf dem toten Gleis.

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