Von Carsten Krystofiak, 26.09.2012

In dieser Woche vor 11 Jahren...

wurde die Hamelhalle abgerissen.

Der Unternehmer Hermann Hamel baute schon im Kaiserreich eine Firma für maschinell produzierte Zwirne bei Chemnitz auf. Um nach dem Zweiten Weltkrieg einer Enteignung in der sowjetischen Besatzungszone zu entgehen, verlagerte er das Traditionsunternehmen nach Münster.

Am Dahlweg baute Hamel 1952 eine Maschinenhalle mit tausend qm Fläche und 500 Beschäftigten. Die Spinnerei war eines der größten Industrieunternehmen Münsters.
Nach dem Niedergang der westfälischen Textilbranche stand die Halle leer und kam ziemlich herunter.

Zu hamel – Studentin mit Wurstgirlande watet in Schweineblut: Kunst-Performance 1986 in der Hamelhalle .

Doch dann fand das Gebäude eine neue Verwendung, zu der sein Abbruch-Charme perfekt passte: Die Kunstakademie nutzte die Halle als Ausstellungs- und Eventraum.
Der Schriftzug »Hamel« an der Fassade ließ sich natürlich auch als münstersches Masemattewort lesen, dass die Veranstaltungen sehr gut beschrieb. In den Achtzigern erlebte das Gemäuer echt hamle Vorgänge. Rockkonzerte, bizarre Kunstspektakel und die legendären Akademie-Partys fanden hier statt, bei denen der ebenso legendäre »Totalkünstler« Timm Ulrichs selbst die Plattenteller drehte.


Mit der Zeit wurde das Gebäude allerdings immer baufälliger. Als die Kunstakademie Münster 2001 zum neuen Leonardo-Campus umzog, wurde die inzwischen akut einsturzgefährdete Hamelhalle kurz darauf abgerissen. Das Gelände liegt bis heute brach.

Zu hamel – Studentin mit Wurstgirlande watet in Schweineblut: Kunst-Performance 1986 in der Hamelhalle .

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