Von Carsten Krystofiak, 14.11.2012

In dieser Woche vor 101 Jahren...

florierte Münsters Zigarettenmarke.

Als der Tabakfarmer Heinrich Schulte Altenroxel aus »Deutsch-Südwestafrika« (heute Namibia) wieder in seine Heimatstadt zurückkehrte, war er überzeugt: Tabakanbau ist auch in Münsters Klima möglich.

Gemeinsam mit dem Gutsbesitzer Wilhelm Zimmermann führte er mit hundert Pflanzen erste Versuche durch – erfolgreich! Die türkischen Samensorten Ture aromatique und Yenidze Geobek wuchsen bestens an der Aa!

Tabakfelder an der Gasselstiege. Die Münster-Fluppen wären heute voll retro und der Hit im Stadtmarketing!

November 1911 konnte es losgehen: In Münster entstand Deutschlands erste Tabak-Plantage! Im Bezirk Uppenberg wurden weite Felder angelegt, riesigen Trockenschuppen und Verarbeitungsanlagen gebaut. Altenroxels Knowhow und Zimmermanns Geschäftssinn machten das StartUp zum großen Business.


Nach dem Heldenepos des Dichters F.W. Weber nannten sie Münsters Zigarettenmarke patriotisch »Dreizehnlinden«. Es gab zwei Sorten: »Siegeward« und »Irmintrud«. Der Laden lief: Großhändler und Gastronomen bestellten kräftig. Bald qualmte man selbst am Rhein die Münster-Fluppen Irmintrud und Siegeward dank des Werbeslogans: »Deutscher, rauche deutsche Cigaretten!«

Aber nicht alle Kunden waren zufrieden: Die Geschäftskorrespondenz enthält Beschwerden über verschimmelte Tabakblätter. Der Kundenservice verspricht Qualitätsverbesserung. Doch da brachte I. Weltkrieg auch schon das Aus: Der Tabakanbau in Münster wurde eingestellt.

Tabakfelder an der Gasselstiege. Die Münster-Fluppen wären heute voll retro und der Hit im Stadtmarketing!

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