Von Carsten Krystofiak, 24.04.2013

In dieser Woche vor 47 Jahren...

endete die »Affäre Weigand«.

Ende August 1961 wurde Rechtsanwalt Blomert in seiner Wohnung am damaligen Hindenburgplatz durch Gewehrschüsse getötet. Durch Schlamperei am Tatort und tölpelhafte Ermittlungen der Polizei waren alle Spuren verwischt. Auf dem Totenschein wurde der Einfachheit halber »privater Unglücksfall« angegegen.

Blomerts Familie forderte eine Exhumierung und neue Untersuchung, doch das Gericht hatte keine Lust. Nun trat der selbsternannte »Sozialanwalt« Günter Weigand auf den Plan. Der intelligente aber exzentrische Querulant überschwemmte Münster mit Flugblättern, die der Justiz vorwarfen, einen Mord an Blomert zu vertuschen. Das erzeugte öffentlichen Druck, der die Juristen nach einem Jahr zwang, den Fall erneut aufzunehmen. Es stellte sich tatsächlich ein Mordverdacht heraus.

Schlamperei, Gefälligkeits-Gutachten und Paolbürger-Klüngel: Zutaten der Justizaffäre Blomert/Weigand.

Der notorische Weigand ließ nicht locker und ging dem Gericht mächtig auf die Nerven. Also erklärte man ihn in einem Schnellgutachten nach 15minütiger Untersuchung für geisteskrank und brachte ihn in eine geschlossene Psychiatrie. Ein Gerichtsreporter des SPIEGEL deckte den Skandal auf. Das Magazin titelte: »Das Ende des Rechtsstaats in Münsters Justiz!«


Promis stifteten Geld für Weigands Verteidigung. Er kam frei. Die »Neue juristische Wochenschrift« kritisierte das münsteraner Gericht scharf.

Blomerts obskurer Tod konnte trotzdem nie aufgeklärt werden.

Schlamperei, Gefälligkeits-Gutachten und Paolbürger-Klüngel: Zutaten der Justizaffäre Blomert/Weigand.

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