Zeitzeichen
Von Carsten Krystofiak, 17.12.2014
In dieser Woche vor 24 Jahren...
strippten Münsteraner bei RTL.
Keine TV-Spielshow hat so viel Wirbel ausgelöst wie »Tutti Frutti«. Anfang der Neunziger adaptierte RTL das ursprünglich italienische Format für sein deutsches Programm. Der schmierige Hugo Egon Balder war der ideale Moderator.
Die absurden Spielregeln hat wohl niemand so recht begriffen. Das spielte aber auch keine Rolle, denn im Grunde ging es nur darum, möglichst schnell die Textilien an den Models im Studio loszuwerden. Wer zuerst eine der Stripperinnen ausgezogen hatte, gewann 500 Münzen des Euro-Vorläufers »ECU«, den aber genausowenige wollten, wie den Euro.
Der Clou: Die Kandidaten konnten zusätzliche Punkte sammeln, wenn sie sich selbst ebenfalls auszogen. Zwei Münsteraner ließen sich nicht lange bitten: Atefius (»Atef«) Deeb und Gerda Körber nahmen als Kandidatenpaar an der Show teil. Gelegenheits-Gastronom Deeb (seinerzeit »Rick‘s Café«) zeigte keine Hemmungen und entblätterte sich gekonnt bis auf sein Leoparden-Höschen. Der Auftritt war wochenlang Gesprächsthema in Münster.
Die Trash-Serie überlebte nicht sehr lange und landete bald auf dem Fernseh-Friedhof. Eigentlich schade, denn aus Kostengründen wurden Pannen nicht herausgeschnitten, sondern mitgesendet: Mal fiel die Studiokulisse um, ständig klemmten BHs und Reißverschlüsse, die Co-Moderatorin addierte wegen ihrer Rechenschwäche die Punkte der Kandidaten falsch. Gute Unterhaltung!
So trashig, dass es schon wieder Kunst war:
Die Strip-Show Tutti Frutti empörte sogar Alt-Kabarettist Dieter Hildebrandt.
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