Von Carsten Krystofiak, 17.02.2016

In dieser Woche vor 1 Jahr... ging Onkel Willy in Rente.

In dieser Woche vor 1 Jahr... ging Onkel Willy in Rente.

Über 20 Jahre „Se answer is blowin‘ in se wind...« – ohne Onkel Willi fehlt dem Rathaus einfach was.

Klaus Reinhardt sollte eigentlich Arzt werden, wollte aber lieber als Hippie nach Indien trampen. Nach seiner Rückkehr stellte er fest, dass man aus der bürgerlichen Gesellschaft leicht aussteigen, aber nur schwer wieder einsteigen kann.


In den frühen Achtzigern tauchte er in Münster auf und wohnte zuerst an der Sertürner Straße. Gerne wollte er Kirchenmusiker werden, aber leider klappte es nicht mit der Orgelprüfung. Also machte er Straßenmusik. Der Platz vor dem Rathaus war dafür eigentlich tabu, doch Reinhardt setzte sich durch. Vom Oberbürgermeister bekam er schriftlich, dass die linke Fensternische des Rathauses für ihn reserviert sei.

Mit diesem Exklusivrecht ausgestattet, wurde »Onkel Willi« ein fester Teil von Münsters Folklore. Er legte großen Wert darauf, nicht als Straßenmusiker, sondern »Stadtmusiker« bezeichnet zu werden. Seine Einnahmen musste er übrigens beim Finanzamt Münster-Innenstadt versteuern.

Willi war so beliebt, dass er völlig ahnungslos für eine Werbekampagne zum Bau einer Musikhalle benutzt wurde. Den Schwindel merkten die Münsteraner aber schnell.
Bei Wind und Wetter zwanzig Jahre dieselben Dylan-Songs - das zehrt! Am 20. Februar ging Onkel Willi offiziell in Rente. Sein letztes Konzert, angesagt vom Oberbürgermeister, zog hunderte Fans an, die ihn feierten wie einen Popstar.

Über 20 Jahre „Se answer is blowin‘ in se wind...« –
ohne Onkel Willi fehlt dem Rathaus einfach was.

Münsters Zeitzeichen-Serie aus der na dann... gibt‘s als Band I und II im Buchhandel:
Jede Woche hat ihre Geschichten...

Archivtexte Zeitzeichen

Carsten Krystofiak Carsten Krystofiak

Beiträge 2016