Von Carsten Krystofiak, 23.12.2020

In dieser Woche vor 42 Jahren …

…fand die erste „Scheinheilige Nacht“ statt.

Ende der Siebziger befand sich Steffi Stephans Discothek Jovel noch an der Weseler Straße/Ecke Koldering. Nach dem Tod seiner Eltern wusste der Bassist am Heiligabend nicht wohin – aber er wusste, dass es in Münster viele irrlichternde Existenzen gab, die keinen Familienanschluss hatten oder suchten. Er entschied sich, für einsame Gestalten und überzeugte Weihnachtsverweigerer ein Alternativ-Event zu bieten – die „Scheinheilige Nacht“ war geboren und wurde gleich beim ersten Mal dankbar zahlreich angenommen.

Im damals noch weitgehend gläubigen Münster schien die Discoparty am 24. Dezember eine blasphemische Provokation. Zumal auch noch ein umgedrehter Weihnachtsbaum von der Saaldecke hing. Später erklärte Stephan, er habe nie eine Ablehnung der Weihnachtsbotschaft im Sinn gehabt, ganz im Gegenteil. Wie auch immer: Die Scheinheilige Nacht wurde zum Klassiker.

Für die musikalische Unterhaltung sorgte während der ersten Jahre der niederländische Junkie-Barde Hermann Brood, doch dessen düster-depressive Stimmung ging Stephan bald auf die Nerven. Mit der Partyband Starlight Exzess machte die Sache bedeutend mehr Spaß…

„Scheinheilige Nacht“

Von der Weseler Straße zur Germania-Brauerei, von dort zur Theodor-Scheiwe-Straße und schließlich zum Albersloher Weg – die Scheinheilige Nacht zog bei jedem Jovel-Umzug mit, über 40 Jahre hält sich das Format schon! Es wird auch nach Corona weitergehen…


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