Presseausweis
Von Arno Tilsner, 01.02.2023
Debatte (2): Der Münsteraner Jörg Phil Friedrich...
... hat ein Buch geschrieben, das demnächst bei Herder erscheinen wird: "Die postoptimistische Gesellschaft: Warum es keinen Grund für Optimismus gibt – und was dennoch Hoffnung auf ein gutes Leben macht".
Für diese steile These im Titel wünschte ich mir eine öffentliche Aussprache schon vor Erscheinen des Buches. Jörg Phil hat sich darauf eingelassen und vor 14 Tagen hier mit einer Kolumne eröffnet. "Optimismus hilft uns nicht", lautete die Überschrift und er begann mit einer Feststellung: "Früher sah die Zukunft besser aus als heute." Als Zeugen beruft der Autor Zukunftsentwürfe der Filmindustrie: 'Star Trek' beginnend 1979 versus 'Finch' aus dem Jahr 2021.
Drehbücher liefern Zukunftsentwürfe, aber auch Hollywood kennt die Zukunft nicht. Damit sind wir schon mitten in einer Auseinandersetzung über den Stellenwert von Optimismus. Wir wirken mit unseren Leben als Individuen in Gesellschaften mehr oder weniger an der Gestaltung der Zukunft (unserer künftigen Gegenwart) mit. Es ist reichlich viel unbestimmt auf einem Lebensweg. Wir brauchen unterwegs einiges Können und viel Glück. Optimismus ist eine innere Stimme oder auch innere Stärke, die uns glauben lässt, dass wir unterwegs immer wieder Glück finden. Mit einer optimistischen Haltung konditionieren wir uns für einen immer möglichen nächsten Glücksfall.
Im Sport erkennen kommentierende Experten zu Recht mehr oder weniger Optimismus in einer Mannschaft an deren Körpersprache. Im Hinblick auf Sieg oder Niederlage kann die Haltung den Unterschied machen. Nicht gut, wenn es - wo auch immer in der Gesellschaft - optimismusfreie Räume gibt.
Der Autor selbst liefert ein fatales Beispiel: "Kaum jemand kann sich noch vorstellen, dass der Klimawandel durch das Einhalten irgendeines CO2-Ziels begrenzt werden kann." Ist das so?
In Wirklichkeit erleben wir gerade einen Umschwung, bei dem das Pendel von aussichtslos zu aussichtsreich zurück schwingt. Der russische Überfall auf die Ukraine, die gesprengten Pipelines, die plötzliche Energiekrise haben dazu geführt, das Millionen Haushalte mit einer kleinen Eigenstromversorgung aus Sonnenlicht beginnen können.
Bis in den Herbst 2022 hielt die Bundesnetzagentur die Hand auf dem Schukostecker, mit dem die Installation in zwei Stunden gelingt. Plötzlich ist nicht nur die hindernde Hand weg, die Anschaffung von Balkon-Solar ist sogar von der Mehrwertsteuer befreit.
Der Wettlauf um die Begrenzung des Klimawandels durch CO2 Reduktion ist nicht verloren. Nach 8 Jahren Pause ist Deutschland zurück in der Spur. Auch hier im Land gibt es in den vier Sommermonaten jede Menge Energieüberschuss aus Sonnenschein, für einen Vorrat, der uns durch den Winter bringt. Als Optimist stelle ich mir dies nicht nur vor sondern arbeite daran, selbst den Zieleinlauf zu erleben. - Arno Tilsner