Presseausweis
Von Michael Jung, 27.02.2019
Liebe Leserinnen und Leser,
die Umfragen zeigen es: Wohnen und Verkehr sind Themen, die Münsteranern am meisten auf den Nägeln brennen. Danach kommt eins, das erstmal überraschend wirkt: Das sind die Schwimmbäder. Aber alle mit normalem Job wissen: Es ist wirklich schwer, in Münster ein offenes Schwimmbad zu finden, jedenfalls wenn man frei hat. Und wenn es offen ist, dann ist es extrem voll. Seit 2007 die damalige Ratsmehrheit von CDU und FDP Münster eine Schließung und den Abriss von Schwimmbädern verordnet hat, ist es schwierig geworden. Die damals umgesetzten Sanierungen haben zu Dauerproblemen wie im Ostbad geführt, und wenn man ein modernes Familienbad sucht, dann findet man es in Dülmen, Hamm oder Osnabrück, in Münster gibt es nur 25-Meter-Bahnen mit angeschlossener Umkleide.
So beschloss der Rat 2017 nach jahrelangem Prüfen durch die Verwaltung, dass nun alles besser werden solle, indem die Stadtwerke die Regie übernehmen in den Bädern. Es gab einen breiten Konsens, und das Beispiel anderer Städte zeigt: Das kann was bringen, mehr Öffnungszeiten und mehr Angebote z.B. Zwei Jahre später liegt das Ergebnis vor: Die Stadtwerke, inzwischen mit neuer Geschäftsführung, haben keine Lust mehr auf die Bäder und sehen auch keine „Bäderkompetenz“ bei sich. Steuerliche Probleme kommen dazu. Deswegen gibt es jetzt die einfachste Lösung: Bleibt einfach alles, wie es ist. Das Sportamt hat kein ausreichendes Personal für die Bäder, und die Stadtwerke bauen sich (trotz fehlender Bäderkompetenz) ein eigenes weiteres 25-Meter-Becken-Bad als Einzelfall (ein neues Südbad), aber das alles ist die schöne neue Bäderzukunft: Die meisten Bäder im Verwaltungsbetrieb, ein neues kleines Südbad bei den Stadtwerken, und ein privates Bürgerbad mit städtischer Vollfinanzierung in Handorf. Daneben die Freibäder, wo bei der Coburg immer noch die bizarre Idee im Raum steht, eine Traglufthalle drüber zu bauen, damit man mal eine wettkampffähige 50-Meter-Bahn hat. Ein Riesendefizit bleibt auch, denn der Kostendeckungsgrad einzelner Bäder liegt z.T. gerade einmal bei 7 %. Sie haben ja auch meistens zu, wenn die Leute Zeit haben.
Es wird Zeit, endlich Neues zu wagen: Alle anderen Städte um uns herum haben es lange umgesetzt: Auch Münster braucht endlich ein Bäderangebot, das den heutigen Bedürfnissen gerecht wird und nicht denen von vor 40 Jahren. Und das ist ein leistungsfähiges Familien- und Freizeitbad. Mit 50-Meter-Bahn für Sportler, aber auch mit Sauna und Spielmöglichkeiten. Eben das, was Hamm, Dülmen, Osnabrück und alle anderen außer Münster und Bonn schon lange haben. Und familienfreundliche Öffnungszeiten auch. Wäre es nicht schön, wenn man in Münster auch endlich einfach mal ins Bad gehen könnte, wenn man Lust und Zeit hat, und wenn dieses Bad einem das anbieten würde, was anderswo längst eine Selbstverständlichkeit ist?