Von Ruprecht Polenz, 19.02.2020

Die Fans von Preußen Münster sind jedenfalls schon mal erstklassig.

Die Fans von Preußen Münster sind jedenfalls schon mal erstklassig. Es war letzten Freitag beim Spiel gegen die Würzburger Kickers. Kurz vor Spielende hatte ein Mann auf der Tribüne den Gäste-Profi Leroy Kwadwo beleidigt und Affenlaute in Richtung des 23-Jährigen gemacht.

Die Reaktion erfolgte prompt. „Nazis raus, Nazis raus“ riefen Zuschauer, die den Vorfall mitbekommen hatten. Das ganze Stadion stimmte in diesen Ruf ein, nachdem der Stadionsprecher sich sehr schnell zu Wort gemeldet hatte, um deutlich zu machen, dass in Münster und hier im Preußenstadion keinerlei Rassismus geduldet würde. Spieler der Kickers und von Preußen umarmten Leroy Kwadwo, um ihre Solidarität mit dem rassistisch angegriffenen Spieler auszudrücken.

Fans zeigten auf den Mann, der daraufhin von der Polizei festgenommen werden konnte. Ihm droht jetzt eine Anzeige wegen Volksverhetzung.

Nach dem Spiel entschuldigte sich Preußen-Präsident Christoph Strässer bei Leroy Kwadwo und den Würzburger Kickers für den Vorfall. Diese waren zwar noch sehr betroffen über den rassistischen Angriff. Aber sie lobten zugleich die Reaktion der Fans und von Preußen Münster.

Am Samstag meldete sich Kwadwo in einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort und lobte das Verhalten der Fans in einem Beitrag bei Instagram: „Eure Reaktion ist vorbildlich – Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet.“ Die Beleidigung selbst habe ihn „einfach nur traurig und wütend“ gemacht, teilte Kwadwo mit. „Ich war sauer, enttäuscht und verwundert, dass so etwas möglich ist. Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren. Ich bin einer von Euch, ich lebe hier und darf hier meine Berufung und Leidenschaft als Profi der Würzburger Kickers ausleben. Ein großer Dank an die Fans von Preußen, die schnell und toll gehandelt haben. Das war schon fast eine Genugtuung. Dafür bin ich einfach dankbar. Danke für Eure Menschlichkeit.“

Viele überregionale Medien haben inzwischen über den Vorfall und die vorbildliche Reaktion der Preußen-Fans berichtet.

Leider sind rassistische Angriffe auch im Alltag nicht selten. Aktionen rufen zu Zivilcourage und „Gesicht zeigen“ auf. Die Angegriffenen brauchen diese Solidarität von jeder und jedem von uns. Kwadwo hat gesagt, wie wichtig das für ihn war.

Ach so. Das Spiel endete 0:0. Der SCP steht auf dem drittletzten Tabellenplatz. Sieben Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Die Fans hätten es verdient, dass ihr Verein nicht absteigt.

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