Von Stefan Bergmann, 11.08.2021

Ciao ragazzi, come stai?

Münster-Werbung in Neapel. Foto: Till Bergmann

Fangen wir doch mal urlaubsmäßig italienisch an. Mein Sohn schickte mir gestern ein Bild aus Neapel. Dort, mitten in der süditalienischen Stadt, macht Münster Werbung für Münster - siehe Foto.


Nun gut, wir wollen wir hier keinen billigen Stereotypen verbreiten, aber an was denkt man, wenn man Neapel hört? Pizza, Mafia, chaotischer Verkehr? Und das ist das Stichwort. Angesichts der offenbar dramatischen Änderungen an der Verkehrsführung in Münsters Innenstadt, die - cavolo! - die Stadt offenbar fast in anarchische Chaos führen: Was würde wohl der Durchschnitts-Neapolitaner dazu sagen, käme er nach Münster?

Vermutlich nichts. Staus, wütende Autofahrer, genervte Radfahrer, maulende Fußgänger - alles normal. So ist es halt in der Stadt. Wer Neapel gesehen hat, weiß: Diese Stadt hat ein Verkehrsproblem. Nicht Münster.

Was also ist passiert in Münster, das die Seelchen der Autofahrer so erhitzt und die Lokalpresse die Innenstadt zum "Verkehrslabor" gerieren lässt (klingt irgendwie böse. Nach Virus und so. Und unkontrollierbaren Experimenten. Finden Sie nicht?) Neue Busspur am Bahnhof. Hörsterstraße probeweise geschlossen. Vorfahrt für Radler an der Promenadenüberquerung Kanalstraße. Porta miseria!!!

Da wagt es doch die Stadtverwaltung, angetrieben vom neuen rot-grün-violetten Rat, etwas Neues auszuprobieren! Probeweise, wohlgemerkt. Und alle gehen auf die Barrikaden.

Das ist sie wohl, diese westfälische Unbeweglichkeit. Sie hat in manchen Bereichen Ihr gutes. Aber manchmal ist sie ein Feind des Fortschrittes.

Ob die Hörsterstraße auf Dauer ein Wohnzimmer bleibt? Wohl kaum. Aber im Ernst: Diese Straße braucht kein Mensch. Also wenigstens nicht als Durchfahrtsstraße. Dass Radfahrer Vorfahrt haben: Funktioniert in den Niederlanden wunderbar. Eine Busspur vom Ludgerikreisel bis zum Landeshaus? Ok. Sie eng eine der Hauptschlagadern der Innenstadt ein. Das ist nicht glücklich. Man darf die Verkehrswende auch nicht gegen die Menschen machen.

Aber ein Versuch ist es allemal wert. Die Welt wird davon nicht untergehen. - Stefan Bergmann

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